Digitalkompetenz
Ausgangslage
Das Wissen in der Doppelstadt über die Chancen der digitalen Transformation ist ungleichmäßig verteilt und nicht allen Bürger*innen zugänglich. Auf der einen Seite gibt es mit dem Collegium Polonicum, der Europa-Universität Viadrina und dem IHP mindestens drei herausragende Bildungs- und Forschungseinrichtungen. Hinzu kommen das Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasium und eine Reihe weiterer Bildungsstandorte, an denen breites Wissen über digitale Instrumente und innovativer Unternehmergeist vorhanden sind. Gleichzeitig gibt es eine große Anzahl von Bürger*innen, die keinen Zugang zu diesen Angeboten und Institutionen haben. Sowohl jüngere als auch ältere Einwohner haben über die Nutzung alltäglicher Technik hinaus kaum positive Erfahrungen mit weiteren digitalen Technologien. Daraus resultiert oft eine grundsätzliche Zurückhaltung gegenüber Veränderungen und Innovationen.
Die Herausforderung für die vernetzte Doppelstadt besteht darin, einen systematischen Informationsfluss zwischen Bildungseinrichtungen mit unterschiedlichem Informationsstand und Bürgerschaft zu organisieren, um der ganzen Stadtgesellschaft ein umfassendes Informations- und (Fort-)Bildungsangebot zu machen.
Ergebnisse der Befragung
Die Frankfurterinnen und Frankfurter nutzen die digitalen Angebote der Stadt derzeit eher eingeschränkt, sind aber an neuen Angeboten grundsätzlich interessiert. Mit Abstand am bekanntesten ist die Frankfurt-App, die ca. 67% der Befragten zumindest kennen und die von ca. 57% der Befragten auch genutzt wird; zudem geben ca. 19% der Befragten an, sie gerne ausprobieren zu wollen. Die am zweitstärksten bekannte und auch genutzte App ist die Bürgerplattform mit ca. 40% Bekanntheitsgrad und 28% Nutzungsanteil unter den Befragten. Etwa 27% der Befragten können sich zudem vorstellen, die Bürgerplattform einmal auszuprobieren.
Neben dem praktischen Alltagsnutzen sehen die Befragten in der Anwendung digitaler Technologien eine große Chance, ihre politische Beteiligung zu intensivieren und sich stärker in die Stadtgesellschaft einzubringen. Als wichtigste Projekte, die weiter ausgebaut werden sollten, wurden die digitale Bürgerbeteiligung, die StadtApp und das öffentliche WLAN genannt (89%, 82% bzw. 78% der Befragten).
Perspektive
Das Ziel der Entwicklung kommunaler Digitalkompetenz ist die Verbreitung der Fähigkeit, mit Onlineangeboten souverän umzugehen, sich umfassend zu informieren und an kommunalen Debatten teilzunehmen. Bürger*innen werden in der smarten Doppelstadt nicht zu passiven Nutzern kommunaler Informationsangebote, sondern werden dazu befähigt, eigenständig online Themen zu setzen und auf Debatten Einfluss zu nehmen. Die Doppelstadt wird hierzu weitere Formate entwickeln, mittels derer der benötigte Informationsfluss sowohl vertikal zwischen Bürger*innen und Institutionen als auch horizontal zwischen Bürger*innen realisiert wird.
Frankfurt (Oder) und Słubice werden ein Ort der kommunikativen Vernetzung zwischen Anbietern und Nachfragern von Wissen. Studierende und Wissenschaftler werden als Vermittler digitaler Kompetenzen Schulen und andere Bildungseinrichtungen besuchen und grundlegende Kenntnisse und Erfahrungen vermitteln. Die Universität und insbesondere die ENS werden ihre Kooperation mit der Stadt auf Dauer stellen und ein langfristig engagierter Partner auf dem Weg zur smarte(re)n Stadt sein.
Konkrete Projekte
In der Doppelstadt wird eine ganze Reihe von Bildungsmaßnahmen umgesetzt, um Digitalkompetenz weiter zu verbreitern. Hierzu gehört ein mobiler Bildungsbaukasten, der in KITAs und Schulen für die Demonstration technischer Problemlösungen und die Heranführung an digitale Techniken verwandt werden kann. Eingeführt werden soll weiterhin ein regelmäßig stattfindendes „langes Wochenende der Technik“ für alle öffentlichen Einrichtungen (einschl. Kommunalunternehmen) und privaten Firmen, die im Bereich MINT aktiv sind, um digitale Projekte spielerisch und attraktiv vorzustellen. In der Doppelstadt werden zudem Bildungsangebote im Bereich kulturelle Bildung, politische Bildung/Demokratiebildung und Fachkräftesicherung vernetzt und digital zugänglich gemacht („Bildungsportal für die Doppelstadt“).
Das Angebot an Bildungsmaßnahmen wird durch regelmäßige Praktika an der ENS und IHP für interessierte Schüler*innen komplettiert. Interessierten wird hier die Möglichkeit angeboten, in anwendungsbezogenen Projekten wie einer neuen Kommunikationplattform mitzuarbeiten und „Doppelstadt zu erlernen“, d.h. sich in schulischen oder außerschulischen Projekten der gemeinsamen Innenstadtgestaltung einzubringen.
Das IHP wird seine Bemühungen intensivieren, ein regelmäßiges Angebot an grenzüberschreitenden Kinder- und Jugendlichenuniversitäten zu etablieren. Darüber hinaus hat das IHP vor, zusammen mit regionalen Partnern (BTU Cottbus-Senftenberg und Universität in Zielona Góra), grenzüberschreitende MINT Studiengänge zu organisieren.